Elbe Emissionshaus Fonds MS Mare insolvent – Fachanwälte helfen geschädigten Anlegern

120 Anleger, die sich im Jahr 2008 mit rund 7,5 Mio. € an dem vom Elbe Emissionshaus (EEH) aufgelegten Schiffsfonds MS „Mare“ beteiligt haben, werden ihr investiertes Geld nicht wiedersehen. Am 19. April 2012 hat der Schiffsfonds Insolvenzantrag gestellt. Wie der Informationsdienst fondstelegramm berichtet, hat die Volksbank Kehdingen ein Teildarlehen der KfW gekündigt, weil die Loan-to-value-Klausel (LTV) verletzt worden sein soll. Daraufhin hätten auch andere Banken des den Schiffsfonds finanzierenden Konsortiums angekündigt, ihre Kredite zu kündigen.

 

Unabhängig von der Frage, ob die Kündigung zu Recht erfolgte, oder, wie EEH verlautbart, ausreichend Sicherheiten bestanden, so dass eine Kündigung gar nicht hätte erfolgen dürfen, stellt sich für die betroffenen Anleger jetzt die Frage, ob sie ihr Geld endgültig abschreiben müssen oder ob es Möglichkeiten gibt, gegebenenfalls von Dritter Seite den Schaden ersetzt zu bekommen.

 

Schadenersatz wegen Falschberatung 

 

  • Sehr hoher Schiffskaufpreis: Der Kaufpreis für das Schiff betrug 21,5 Mio. €. Damit liegt er deutlich über den von Clarkson ermittelten Neubaupreisen für ähnliche Schiffe in den Jahren 2007 und 2008, wie das fondstelegramm bereits 2008 berichtete.

 

  • Erhebliche Wechselkursrisiken: In der Fondskalkulation wird davon ausgegangen, dass jeweils 50% des Schiffshypothekendarlehens in € und Schweizer Franken finanziert werden. Die daraus resultierenden Währungsrisiken, die sich in Form des starken Wertverlustes des Euro gegenüber dem CHF realisiert haben, Erhielt man zum Zeitpunkt der Prospektherausgabe für 1 € noch 1,6339 CHF, sind es Ende April 2012 nur noch 1,2017 CHF. Dies hat zur Folge, dass ein Anfang 2008 in CHF aufgenommenes Darlehen – umgerechnet in Euro – heute einen um rund 36% höheren Darlehensstand aufweist. Gleichzeitig sind die in € gerechneten Zinszahlungen um 36 % gestiegen. Betrachtet man die Wechselkursentwicklung von US $ – der Währung, in der der Fonds seine Einnahmen erzielt – zu CHF, beträgt die Steigerung immer noch 22%. Auf die Risiken der Wechselkursentwicklung hätten die Anleger bei der Beratung hingewiesen werden müssen.

 

  • Loan-to-value-Klausel: Den meisten Anlegern wurde nach unserer Erfahrung von ihrem Berater über die Loan-to-value-Klausel (LTV) in den Kreditverträgen nichts gesagt. Dabei bergen derartige Klauseln für den Fonds eine hohe Sprengkraft und kann – wie sich beim MS „Mare“ zeigt, bis hin zum Totalverlust für die betroffenen Anleger führen. Mehr Informationen zur Loan-to-value-Klausel finden Sie hier.

 

  • Chartereinnahmen sehr optimistisch kalkuliert: Das Schiff war zum Zeitpunkt der Prospekterstellung noch nicht verchartert. Die kalkulierte Bruttocharterrate beträgt über die gesamte 19-jährige Fondslaufzeit 9.750 € pro Tag. Diese liegt deutlich über dem zum Zeitpunkt des Vertriebs und durchschnittlichen Werten der vergangenen neun Jahre des Hamburg Index für vergleichbare Schiffe und über den von Clarkson ermittelten Durchschnittsraten für ähnliche Schiffe, wie das fondstelegramm bereits im April 2008 feststellte. Darüber hinaus wurden damit Wechselkursrisiken ausgeblendet, die daraus resultieren, dass die Einnahmen des Schiffs in US$ erzielt werden.

 

  • Wirtschaftspresse warnte vor sinkenden Charterraten und Überkapazitäten: Zahlreiche Veröffentlichungen in Handelsblatt und Financial Times Deutschland warnten bereits seit 2006 vor den sich aufbauenden Überkapazitäten und sinkenden Charterraten.

 

  • Risiko Schiffsbetriebskosten: Der Ansatz der Schiffsbetriebskosten war sehr optimistisch. Die einkalkulierten Steigerungsraten von 2% jährlich ab dem vierten Jahr tragen dem überaus starken Anstieg der Schiffsbetriebskosten in den Jahren von 2000 bis 2008 in keiner Weise Rechnung und waren entschieden zu niedrig.

 

  • Hohe Weichkosten: Rund 27% des von den Anlegern aufzubringenden Kapitals incl. Agio werden für nicht investive Zwecke, also Dienstleistungsvergütungen und Provisionen verwandt, davon alleine 15,7% für Vertriebskosten (im Prospekt als Emissionskosten bezeichnet). Nach der Rechtsprechung des BGH hätte über diesen, die „magische Grenze“ von 15% übersteigenden und die Rentabilität der Beteiligung gefährdende Höhe der Vertriebsprovisionen durch den Anlageberater aufgeklärt werden müssen.

 

  • Sondervorteile: Reederei und Treuhänder erhalten insgesamt fünf Prozent des bei einer Veräußerung des Schiffes zu erzielenden Bruttoveräußerungserlöses. Dies ist m Vergleich mit anderen Schiffsfonds überdurchschnittlich viel. Hinzu kommt, dass auch dieser Sondervorteil für Vertragspartner des Fonds im Beratungsgespräch hätte dargestellt werden müssen.

 

Fazit des fondstelegramm im April 2008:

 

„Das Schiff wurde teuer eingekauft, was auch daran liegt, dass deutsche Werften höhere Preise verlangen als chinesische. MS „Mare“ ist noch nicht verchartert. Die prognostizierten Charterraten liegen über den Marktangaben vergleichbarer Schiffe. Die Einsatztage und Schiffsbetriebskosten wurden recht optimistisch kalkuliert. Die Darlehensquote ist hoch, die Finanzierung wird voraussichtlich zur Hälfte in Schweizer Franken erfolgen, was unweigerlich zu Währungsrisiken führt. Auch bei der Kalkulation der Veräußerungserlöse wurde sehr optimistisch herangegangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die geplanten Ausschüttungen tatsächlich erzielt werden, ist eher gering. Die hohen Versprechungen an die Anleger sind schwerlich zu halten.“

 

Gerne stehen wir Anlegern des EEH Fonds MS „Mare“ für eine individuelle Beratung zur Verfügung.

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